Kirche

Die Kapelle, aus sichtbar gelassenem Beton und minimalistisch gestaltet, spiegelt das Bild eines Hauses im Haus wieder. An der „Straße“ gelegen, weist die Kapelle darauf hin, dass dieses Haus für alle offen für das Gespräch mit Gott ist. Kapelle und Meditationsraum möchten zur Verinnerlichung und Vertiefung beitragen.

Die Malereien in der Kapelle sind mit Keim-Mineralfarben auf den Sichtbetonwänden ausgeführt. Der Gestaltung liegt als Thema die Erlösung der Menschen und die Vollendung der Schöpfung zugrunde.

Die Darstellung auf der Altarwand weist auf die Schau der heiligen Hildegard von Bingen (1098 – 1179) hin, wie sie in der Rupertsberger illuminierten Scivias-Handschrift aufgezeichnet ist. Der originale Codex wurde in der Nassauischen Landesbibliothek in Wiesbaden aufbewahrt und ist seit dem zweiten Weltkrieg verschollen. Insgesamt sind heute zehn Scivias-Handschriften bekannt.In der ersten Schau des zweiten Buches (im Codex die Bildtafel „Der Erlöser“) spricht die Seherin von einer dunklen, gewaltig großen Luftkugel. Diese bedeutet das Weltengebilde im chaotischen Zustand, das zur Vollendung geführt wird. Wie auf der Bildtafel der Handschrift erscheint auf dem Wandbild diese Luftkugel unter einer Goldscheibe, die ein Symbol der göttlichen Dreieinigkeit ist.

Darstellung der Schöpfungstage

Die Darstellung der sechs Schöpfungstage ist auf der Wand kreisförmig in der Luftkugel angeordnet.

  • Oben links der erste Tag: Das Wort „Es werde Licht“ deutet Hildegard mit vielen Vätern als die Erschaffung der Engel.
  • Oben rechts der zweite Tag: Die Trennung von Himmel und Urmeer.
  • Mitte links der dritte Tag: Die Trennung von Wasser und Land und die Erschaffung der Pflanzenwelt.
  • Mitte rechts der vierte Tag: die Erschaffung der Gestirne im Weltenraum.
  • Unten links der fünfte Tag: Erschaffung der Tiere des Wassers und der Luft.
  • Unten rechts der sechste Tag: Die Erschaffung der Tiere des Landes und die Erschaffung des Menschen.

Aus dem Lehmklumpen auf dem Grund der Luftkugel wird der Mensch gebildet. Die sich aufrichtende Figur stellt Adam dar. Bei Hildegard heißt es: „Der lebendige Geist erschuf alles durch sein Wort. Durch das Wort, das Fleisch annahm, führte er auch sein Geschöpf, den elenden Menschen, der sich in Finsternis gestürzt hatte, zur verheißenden Erlösung zurück.“ Das göttliche Wort wird durch die auf der Erde stehende Lichtgestalt im unteren Teil der Wand versinnbildlicht. Der Mensch findet seine Vollendung im Auferstandenen. Diese Darstellung ist das Zentrum des Bildes. „Er schwebte empor in die höchste Höhe einer unermeßlichen Glorie“ (Scivias/ Wisse die Wege).

Die Malereien beim Eingang auf der linken Wand der Kapelle: Zerstörung Babylons mit Feuer und Wasser deuten auf Schuld und Verfehlung, auf die vom Menschen verursachten Katastrophen hin.
Auf der rechten Seitenwand hinten: Im Bild der drei Männer im Feuerofen wird aufgezeigt, daß die Standhaften und Gerechten im Glauben der Vernichtung zu widerstehen vermögen.

Die Bilder sollen ein Anruf an den Betrachter sein und eine Aufforderung, sie in Gedanken weiterzuführen.